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Iwan Andrejewitsch Krylow: Fabeln - Kapitel 11
Quellenangabe
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typelegend
authorIwan Andrejewitsch Krylow
titleFabeln
publisherVerlag Philipp Reclam jun. Leipzig
seriesReclams Universal-Bibliothek
volumeBand 143
printrun5. Auflage
year1976
firstpub1874
translatorFerdinand Löwe
correctorreuters@abc.de
secondcorrectorgerd.bouillon@t-online.de
senderwww.gaga.net
created20100318
modified20170607
projectidb7f4ecb8
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10. Das Goldstück

Ob Bildung nützlich sei?
Sie ist es ohne Frage;
nur nennt man heutzutage
mit diesem schönen Namen allerlei,
was oft nur blendet,
ja Zucht und Sitte schändet.
Drum prüfet ehrlich,
wie ihr vom Menschen streift der Roheit Rinde,
auf daß nicht auch der gute Kern verschwinde,
sonst seid für Geist und Herz ihr gleich gefährlich.
Wenn man am Menschen schlichten Sinn vermißt,
so hat sein Edelstes er eingebüßt
und erntet nur mit hohlem Prunk
Unehre statt Bewunderung.
Die Lehre ist so wichtig –
es ließe sich ein Buch darüber schreiben;
doch dazu ist nicht jeder tüchtig.
Mich laßt bei meiner Weise bleiben:
Es zeig' euch einer Fabel Spiegelbild
die Wahrheit, halb in Scherz gehüllt.

Ein Bauer, dem Natur nicht viel Verstand gezollt –
es gibt ja deren auf der Welt –,
fand einst ein Goldstück auf dem Feld,
beschmutzt, verstaubt: doch Gold ist Gold;
man bot ihm dafür ganze Haufen Groschen.
›Halt‹, denkt der Bauer, ›so wird nicht gedroschen,
ich schlag' das Doppelte heraus,
man soll sich noch drum reißen.
Ich bin ein Daus!
Ersonnen hab' ich etwas listig!‹
Flugs nimmt er Kreide, Kies und Sand, vom weißen,
stampft Ziegel klein
und macht sich an die Arbeit rüstig.
Erst wetzt das Gold er mit dem Ziegelstein,
was schon als wirksam sich erwies,
dann scheuert er's mit Kies,
und endlich reibt er es mit Sand und Kreide.
Er will, es soll wie Feuer strahlen.
Wie Feuer strahlt's denn auch, er darf wohl prahlen,
es ist 'ne wahre Augenweide.
Doch nun gebricht
dem Goldstück es am Vollgewicht,
und niemand will den vollen Preis mehr zahlen.

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