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Der Wandsbecker Bote

Matthias Claudius: Der Wandsbecker Bote - Kapitel 132
Quellenangabe
typebook
booktitleDer Wandsbecker Bote
authorMatthias Claudius
year1975
publisherInsel Verlag
addressFrankfurt am Main
isbn3-458-31830-5
titleDer Wandsbecker Bote
pages27
sendergerd.bouillon@t-online.de
firstpub1775
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d) Die Geschichte des Constantin Phaulcon

Constantin Phaulcon war, daß ich's kurz mache, in Griechenland geboren, ging mit englischen Schiffen nach Siam, kam am dortigen Hofe erst zu kleiner und hernach zu großer Ehre und Herrlichkeit, so daß er sozusagen nach dem Kaiser der erste im Lande war, und unter andern allemal auf einem silbernen Sessel getragen ward. Unter diesen Umständen machte er mit dem de Forgues, Kommandanten der Festung Bankok, eine Verschwörung, den Monpi oder vielleicht sich selbst auf den Thron zu setzen. und den Petratja und die andern Reichsprätendenten auf die Seite zu schaffen. Die Verschwörung ward entdeckt, und das Blatt fing an sich mit dem Constantin Phaulcon gewaltig zu wenden. Der Petratja warf ihm den 19. Mai 1659 den abgerissenen Kopf des Monpi vor die Füße, und lachte ihm dabei in die Zähne. Nach diesem Anfang ließ er ihn vierzehn Tage auf allerlei Art martern und quälen, und den fünfzehnten auf einem Mistsessel nach dem Gerichtsplatz tragen, unterwegens aber bei seinem Hause anhalten, damit er vor seinem Tode noch alle seine Herrlichkeit zerstört sehen möchte. Seine Gemahlin lag hier gebunden in einem Stall, mit seinem jüngsten Sohn auf ihrem Schoß, und der älteste war seit einigen Tagen gestorben und lag tot neben ihr. Constantin Phaulcon wollte Abschied von seiner Frau nehmen und sein Kind auf ihrem Schoß küssen; sie aber wollte nicht Abschied nehmen noch das Kind küssen lassen, spie ihn an und stieß ihn von sich, und so ward er weiter nach dem Gerichtsplatz getragen und jämmerlich hingerichtet.

Beim Constantin Phaulcon fällt es sehr in die Augen, daß man zu seinem Unglück groß werden kann; bei einigen fällt es nicht so sehr in die Augen, und sie sind doch im Grunde nicht weniger unglücklich als er.

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