type | poem |
title | Erotische Sonette |
author | Friedrich von Schlegel |
editor | Erwin Müller |
year | 1969 |
publisher | Müller & Kiepenheuer |
address | Hanau/M. |
created | 20060501 |
sender | gerd.bouillon |
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- Kapitel 1
Friedrich von Schlegel
Erotische Sonette
Erstes Sonett
Um meiner Mannheit Tiefgang auszuloten Ging ich mit nacktem Glied zu Keuschgesinnten. Ich glaubte, diese deutlichste der Finten Sei zwingender als Zahlen oder Zoten. Ich trat zu Mädchen unversehns von hinten, Sie sehn verdrehten Auges auf den Stecken, Zuerst wohl würgen, schreien sie, und rülpsen, |
Zweites Sonett
Du meine Hand bist mehr als alle Weiber, Du bist stets da, wie keine Frau erprobt, Du hast noch nie in Eifersucht getobt, Und bist auch nie zu weit, du enger Reiber. Ovid, mein Lehrer weiland, hat dich recht gelobt, Ich stehe stolz allein mit dir im Raume So zieh ich aus Erfahrung die Bilanz: |
Drittes Sonett
Der rauhe Ost, der früh nach Rom mich jagte, Ward dort zum Zephir hyacinthner Lüste. Und keiner, der nur immer Mädchen küßte, Rühm seinen Schwanz, daß er im Himmel ragte. Auch mich erregen noch die herben Brüste Wie anders schmiegte sich der Arsch des Knaben Die Eichel mir geleckt wie dieser Junge. |
Viertes Sonett
Von allen Männern, die dich je bedrohten Bin ich der geilste: sieh' mich zitternd an . . . ! Ich zerre deine Brüste Spann für Spann Und werde sie auf deinem Rücken knoten. Auch deine Füße knüpfe ich daran, Und wenn du schreist, so schlitz' ich deinen runden Um meinen Schwanz, daß ich vor Lust erbleiche. |
Fünftes Sonett
So liegst du gut. Gleich wird sich's prächtig zeigen Wie klug mein Rat: ich schiebe meinen Dicken In dein bemoostes Tor – man nennt das Ficken. Du fragst warum? – Davon laß jetzt mich schweigen. Schon seh' ich Schmerz in deinen blanken Blicken, In bebender Musik zum Ohr der Welt. Mich Düfte, die mich locken in die Unterwelt. |
Sechstes Sonett
Ich flehe dich um Wunden und um Male Von deinen Händen, die mich heilig sprechen. Du sollst das Glied, das du gesaugt, zerbrechen, Das steif geragt in deine Kathedrale. Schlürf aus den Quell, der einst in weißen Bächen Nimm scharfe Peitschen und geglühte Zwingen. Mein Stöhnen preist dich brünstiger als meine Oden. |
Siebentes Sonett
Der Müllerbursche schiebt hinauf zur Mühle Auf seinem Karren einen Mühlenstein. Und in die Öffnung schob er glatt hinein Sein steifes Glied, und schaffte so sich Kühle. Die blonde Müll'rin sieht's im Sonnenschein. «Na hör', mein Junge», ruft sie sehr brutal, «Ob du auch würdig wärest für mein Bett?» |
Achtes Sonett
Ich ward erlöst, zum Weltweib umgeschaffen, Des irren Wanderns letzte höchste Feier. Ich rag' ins Dämmerlicht, verhüllt vom Schleier Der Sterne mit den bleichen Mondagraffen. Zur Erde send' ich meinen Himmelsgeier, Ich höre schon ihr heis'res Brunstgeschrei. Doch werden sie in meine Scheide fallen, |
Neuntes Sonett
Verschüchtert von des Purpurbett's Umschattung Horcht die Prinzessin in die schwarzen Ecken. Ihr dünkt ein schalkhaft kichernd' Necken, Ein seltsam' Künden fürstlicher Begattung. Der Prinz harrt zweifelnd seiner Kraft Erwecken Er droht des frechen Narren fröstelnd Lachen, Denn selbst die einst so treuen Canthariden, |
Zehntes Sonett
Ich höre fern das Plätschern deiner Wasser. Ich fühl' mein Herz in meine Hoden sinken. Es drängt mich wieder, dein Pipi zu trinken, Weil ich ein ruchlos raffinierter Prasser. Man lügt, daß deine gelben Quellen stinken. So wirst du mir, Geliebte, ganz zu eigen, In deiner Krypta ein verschwieg'ner Brand, |